PUBLI ZITAT

Die Virtuelle Messe als Gegenentwurf zur realen Handelsschau

 

Gespräch mit Johannes Hübner, Inhaber des Instituts für Kommunikation Publi Zitat in 61169 Friedberg /Hessen, www.publizit.at

 

Mit Beginn der sog. Corona-Pandemie im März 2020 hat sich der öffentliche Umgang der Menschen miteinander weltweit verändert. Wo vorher nahezu unbeschränktes Reisen und attraktionsgesteuerte Events üblich waren, wird nun abgewogen, ob sich Treffen, Veranstaltungen und Großereignisse nicht auch virtuell erlebbar machen lassen.

 

Bezüglich öffentlicher Ausstellungen bedarf es der Unterscheidung zwischen

- realen Messen mit virtuellen Erlebniswelten und

- virtuellen Messen als dezentrale Erlebniswelten im jeweiligen Nutzerumfeld.

 

Zu berücksichtigen sind die 6 wichtigsten Beweggründe, an einer Messe teilzunehmen:

 

- Präsentation von Produkten und Dienstleistungen

- Zusammenfassung verschiedener Geschäftsgänge

- persönlicher Kontakt zwischen Anbieter und Kunden

- persönliche haptische und optische Prüfung von Produkten

- Produkt- und Preisvergleiche, individuelle Konditionsverhandlungen

- Treffen mit Zielgruppen

 

Das ist für eine virtuelle Messe ein nahezu unlösbares Profil, das nur mit hohem Aufwand umsetzbar ist.

 

Und macht deutlich: es reicht nicht, eine Internetseite mit Firmenlinks einzurichten - jedes Produkt bedarf einer animierten Aufbereitung und oder der Möglichkeit, via Skype, Face-Time-Zoom oder ähnliches direkt mit dem Anbieter zu diskutieren.

 

Bedingung I: fein detailliertes Anforderungsprofil (Lastenheft) für die Produktpräsentation an die Aussteller. Vorteil: die einmal aufbereiteten Angebote können bei anderen Gelegenheiten und Messen erneut eingesetzt werden.

Bedingung II: die betreffenden Verbände (wie etwa AUMA) sollten einen einheitlichen Präsentationsstandard und möglichst einheitliche Kommunika-tionsformate festlegen, damit Präsentationen mit verschiedenen Events kompatibel sind. 

Dazu gehört auch eine empfehlende Definition der beim Nutzer einzusetzenden  Peripheriegeräte (smartphone, PC, whiteboard, 3-D-Brille etc. samt Steuerungssoftware wie QR-codes, Sprachsteuerung, Cursor, Gestik etc.).

 

- Zusammenfassung verschiedener Geschäftsgänge - nur erfolgreich, wenn man geführt wird, sonst artet das Identifizieren von Produkten und Zielgruppen in zeitintensives Suchen aus.

Erfordernis: eine klare Produktbeschreibung mit einen Vereinheitlichungs-logarithmus  für die Schlagworte (wer falsch oder unzureichend beschreibt, wird nicht gefunden)

 

- persönlicher Kontakt zwischen Anbietern und Kunden -

Anbieter und Kunden können mit Instrumenten wie Skype, facetime, Zoom und anderen online-Verbindungen, die seitens des jeweiligen Anbietervertreters ambulant mit geeigneten Peripheriegeräten gepflegt werden, zur persönlichen Kommunikation eingeladen werden..

 

- persönliche haptische und optische Prüfung von Produkten

3-D-Technik, hochwertige Audio-Präsentation gesteuert durch ein anwählbares Netzgitter im Darstellungskubus (der Kunde kann auf Produktpunkte zeigen (cursern und steuert damit seine individuelle Erläuterung). Aber:

Das Defizit der haptischen und sinnlichen Erfahrung muss ausgeglichen werden!

Eine virtuelle Präsentation wird bei Zielgruppen umso erfolgreicher sein, je höher die haptische und sinnliche Erfahrung der Nutzer auf ihrem Gebiet ist.

Wer nicht weiß, wie sich der Tastenanschlag eines Klaviers anfühlt, wer nicht erlebt hat, wie echter Spargel schmeckt oder worin sich das Fahrverhalten eines Sportwagens von einer Limousine unterscheidet, kann nicht qualifiziert vergleichen.

 

- Produkt- und Preisvergleiche, individuelle Konditionsverhandlungen

individuelle chatrooms, ggf. auch Video-Konferenz via Skype, Facetime, Zoom u.a.

 

- Treffen mit Zielgruppen

könnten durch Konferenzgruppen erreicht werden, die, etwa durch einen im Gitternetz-Kubus der Produkte installierten QR-Code angelockt, direkt in einen Zoom- , Skype oder Facetime-Raum geleitet werden.

 

Kundenbindung vs. Ablenkung

Online-Nutzer neigen dazu, auch bei interessanten Themen bis zu 50% Ablenkungs- und Abwesenheitszeiten auftreten zu lassen. Man muss versuchen, sie im realen Umfeld so ans Thema zu fesseln, dass sie bereit sind, den realen Erlebnisraum zurückzustellen. Beispiel: reale Fußball-Meisterschaftsspiele, olympische Wettbewerbe, Autorennen lenken stark von virtuellen Ereignissen ab.

Es sollte folglich ein Rundgang, ein Kreislauf, mit Attraktionen als Vorteilsbereich geschaffen werden, bei dem es, ähnlich wie bei einem Gewinnspiel, besonders erstrebenswert ist, das Ziel zu erreichen.


Eine essentielle Bedeutung hat zur Kundenbindung die 

animative Gestaltung des Bild- und Bewegungsraumes als virtuelle Erlebniswelt

mit der Möglichkeit, Entdeckungen zu machen. Das bedeutet auch, dass die Gitternetz-Kuben mit benachbarten Gitternetz-Kuben so verlinkt werden, dass der Kunde „im Hintergrund“ Dinge entdecken kann, auf die er durch Anwahl Bezug nimmt. Die Darstellungskuben können je nach Profil und Interessen des jeweiligen Nutzers variiert werden.

Beispiel: ich sehe ein Möbelstück, im Hintergrund scheint eine andere Farbe oder ein anderes Material auf, bei Anwahl entsteht ein neuer Erlebnisraum, der beiläufig die passende Lampe, die passenden Kissen und Accessoires zeigt, die wiederum weiterführend anwählbar sind. Innerhalb der Messeanbieter kann der Kunde auch zu Vergleichsprodukten von Wettbewerbern „springen“ und sich nach dem Vergleich wieder zurückführen lassen.  

Analog dazu etwa auch Schmuckstücke, Uhren - die 3-D-Gitternetz-Kuben oder Kugeln sind für jedes Produkt geeignet.

 

Instrumente der Kundenbindung

- begrenzte Terminierungen mit Zeitfenstern, Rundgänge, webinar-Charakter, Challenges mit Aufgaben und Benefits, Verlinkung mit realen Erlebniswelten

- Vorteilswelten, die ausschließlich registrierten (und zahlenden Besuchern) während der virtuellen Messezeit gewährt werden - nach der Messe sind diese Vorteilsangebote abgeschaltet.

 

Die virtuelle Messe hat eine Chance, wenn sie den Haupt-Kundeninteressen durch eine animative und fesselnde Gestaltung  entspricht und greifbare Vorteile bietet.

Das erfordert einen so hohen Hard- und Software-Einsatz, dass es empfehlens-wert scheint, für das Forum virtualis einen eigenen internationalen Standard zu entwickeln, der die Investitionen auf eine breite, weltweit nutzbare Basis stellt. Ein Forum virtualis wird dann tatsächlich jederzeit und überall durchführbar sein.